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Gamification – Zwischen Schlagwort und Werkzeug

Gamification bedeutet im Kern, den Einsatz klassischer Spieltheorie zur Motivation von Usern in nicht spielnahen Bereichen. In der Realität äußert sich das meist in Punkte- und Rangsystemen, die durch Aktivität in der gewünschten Umgebung betrieben werden. Ob diese Tätigkeit das Ansehen eines Schulungsvideos oder das Betrachten einer Website ist, spielt für das Gamification-System keine Rolle. Entscheidend ist, dass vom User Zeit investiert wurde und der User dieses Investment klar erkennen kann (eben durch Punkte oder Ränge).

Warum funktioniert Gamification bereits in dieser schlichten Form?

Diese Umwandlung von investierter Zeit in Punkte und Ränge ist ein enorm starker Motivator, sich mehr und mehr mit dem gewünschten System zu beschäftigen. Es bietet numerische Vergleichbarkeit mit anderen Usern, was den „Ich möchte der Beste sein“-Effekt fördert und somit die Motivation, sich zu engagieren.

Gleichzeitig bedeutet die Umwandlung von investierter Zeit in Punkte aber auch, dass der User das Gefühl hat, kein Moment seiner Zeit sei verschwendet. Jede Aktion wird aufgezeichnet, gemessen und dargestellt. Es entsteht also das Gefühl, man hätte etwas für die Zeit bekommen, und wenn es eine virtuelle Währung wie Erfahrungspunkte, Ränge oder Highscores sind.

Zu guter Letzt, füttern Gamification-Systeme unser Gehirn mit konstanten Erfolgserlebnissen. Wie ein unaufhörlicher Dopamin-Tropf fühlen wir uns durch Fortschritte im System belohnt (oft unterstützt durch audio-visuelle Aufbereitung der Erfolge in Form von Siegessounds und hübschen Grafiken) und zusätzlich motiviert, noch mehr Zeit mit dem System zu verbringen um noch mehr Erfolge frei zu schalten. Der User wird also zum Herrn über ein System, das ihm quasi per Knopfdruck kleine Glücksmomente bietet.

Evolution einer Idee

Der Effekt dieser Systeme ist messbar. Mehr und mehr Unternehmen setzten auf Gamification als Werkzeug zur Erlangung ihrer Ziele. Ob bei Nike in Form des Nike+ Fitnesssystems, bei der Profilerstellung in LinkedIn oder dem Frequenz Flyer Programm von American Airlines, Gamification hat Einzug in alle Unternehmensformen und Geschäftsfelder gefunden. Wie die Ziele dieser Systeme aussehen ist flexibel. Mehr Umsatz, besseres Wissensmanagement im Unternehmen oder Steigerung der Markenloyalität, sind nur einige mögliche Ziele. Die erzielbaren Effekte sind weitreichend und breit gestreut.

Aber Gamification steht erst am Anfang einer langen Entwicklung und wir sind der Meinung, die Zeit ist reif für die nächste Evolutionsstufe. Unsere Ansätze sind daher tiefgreifender, nachhaltiger und vernetzter als bestehende Systeme. Punkte und Rangsysteme sind die Basis für ein konzertiertes System, das zum Einen den Game-Begriff zurück in die Gamification bringt, zum Anderen weiterführende, längerfristige und persönlichere Erfahrungen für die User generieren soll.

Dazu bedarf es einer genauen Analyse der Erwartungen, Anforderungen und Potentiale jedes einzelnen Projekts, um so ein perfekt maßgeschneidertes System zu gestalten, das den Usern Freude und Unterhaltung bietet und den Auftraggebern langfristiges Interesse, Loyalität und Information der User sicherstellt  und so modular ist, dass schrittweise Erweiterungen möglich und sinnvoll sind.


Von Josef Schinwald, 29/12/13

Josef Schinwald ist Fachbereichsleiter für Computeranimation und Gamedesign an der Fachhochschule Salzburg und beschäftigt sich als Unternehmer und Vortragender seit über 15 Jahren mit den Themen Gamedesign, Gametheory und Gamification. Er hat mit seinen Produktionen im Laufe der Jahre diverse Auszeichnungen internationaler Jurys erhalten, darunter mehrmals den österreichischen Staatspreis und den deutschen Animago Award.